Titel
Irre
Jahr
2017
Ort
Lichthof Theater
Regie
Henri Hüster
Bühne
Lea Burkhalter
Kostüm
Marie Sturminger
Dramaturgie
Nikolai Ulbrich + Lena Carle
Gewinner Start Off 2017
Gastspiel im Theaterdiscounter Berlin
Der promovierte Arzt Goetz konfrontiert den Leser mit dem »Irrsinn« und der durchlässigen Grenze zur Normalität. Der erste Teil des Romans ist ein Nebeneinander von Dialogen, pathologischen Befunden, Beschreibungen
von Kollegen und Patienten, Briefen und Selbstanalysen. Im Zentrum steht das Sehen, das Beobachten, das sich zu einem scheinbar zusammenhanglosen Textkonglomerat zusammenfügt. Zwischen kleinen Podesten, die dem Wandertheater ähnlich sind, sitzt das Publikum.
Der notizenhaften Form des ersten Teils folgend, wird im zweiten Teil des Romans in klassischer Erzählform die Erfahrung des jungen Arztes Raspe an einer psychiatrischen Klinik nachgezeichnet. Die offene filigrane Architektur, die den ganzen Bühnenraum umkreist, wandelt sich nach der Pause zu einem Innenraum.
»Irrsinn« wird im Zuge des Romans nicht als Krankheitsbild einzelner Patienten verstanden, sondern als charakteristische Zuschreibung für eine Gesellschaft im Gesamten. Der Roman ist keine bloße Auseinandersetzung mit dem Alltag einer psychiatrischen Klinik, er ist eine Abrechnung mit einer kapitalistischen Wirklichkeit, die Menschen krank macht.